Artists in Residence
Die Kaserne bietet verschiedene Residenzformate für Künstler*innen an, um eine kreative Homebase sowie Austausch und Miteinander zu schaffen.
Residenzen aus dem Tessin und der Westschweiz
In Kooperation mit unterschiedlichen Westschweizer und Tessiner Partnern (LAC Lugano, Théâtre Sévelin 36, Arsenic, L’Abri, Théâtre St-Gervais Genève, Théâtre du Grütli) finden dreimonatige Rechercheresidenzen an der Kaserne statt. Damit soll der künstlerische Austausch zwischen unterschiedlichen Sprachregionen der Schweiz befördert werden.
Interkontinentale Residenzen
Weiterhin bietet die Kaserne dreimonatige internationale Residenzen in Zusammenarbeit mit den Liaison Offices der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia an, die Kunstschaffenden die Möglichkeit bieten, ausserhalb ihres gewohnten Kontextes und Netzwerkes neue Kontakte aufzubauen.
Wie bewirbt man sich für Residenzen an der Kaserne?
Für internationale Künstler*innen laufen die Bewerbungen via Ausschreibung von Pro Helvetia (Ausschreibung für das Folgejahr jeweils im Januar, Eingabeschluss jeweils am 1. März für das Folgejahr). Schweizer Künstler*innen können mit uns in Kontakt treten – wir werden Interessenten für Residenzen sammeln. Die Auswahl obliegt den oben genannten Schweizer Partnerhäusern in der Westschweiz und im Tessin.
Koordination Residenzen: Julia Ritter (Care & Share)
j.ritter@kaserne-basel.ch
Alina Arshi (Lausanne)
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Alina Arshi wurde in Lucknow, Indien, geboren und wuchs dort und in Masauli, Sur, Muscat, Fujairah, Sharjah, Dubai und Nepal auf und kämpft nun mit ihrer Flugangst. Sie hat Betriebswirtschaft in Brüssel und zeitgenössischen Tanz in der La Manufacture in Lausanne studiert. Ihre Forschungsfragen kreisen um das Gefühl der Einsamkeit in Auseinandersetzung mit komplexen Status, wie zum Beispiel innerhalb der Familienstruktur, und Geografien. In ihrem BA-Projekt untersuchte sie die soziale Struktur, die Einwander*innen zweiter Generation umgibt, insbesondere Verwandte von Arbeitsmigrant*innen in den Aufnahmeländern. «Entepfuhl» wurde bei 2023 beim Les Urbaines präsentiert und ist derzeit auf Tournee.
Die Residenz von Alina Arshi findet in Kooperation mit Théâtre Arsenic in Lausanne statt. Unterstützt wird die Residenz durch die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.
Petra Serhal (Beirut)
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Petra Serhal ist eine multidisziplinäre Künstlerin und Performerin, die multisensorische Installationsperformances und Choreografien erschafft. Ihre Arbeit basiert auf ihrer fortlaufenden Forschung zu den erlebbaren Aspekten von Performance und der Rolle des Publikums und dessen Körper in der performativen und choreografierten Erfahrung. Oft beschäftigt sich ihre Kunst mit Sprache, Klang und Duft in Bezug auf Bewegung und Raum, wobei der Körper als ein Archiv betrachtet wird und Themen wie Fragmentierung und Abwesenheit angesprochen werden. Als Künstlerin, die in Libanon geboren wurde und dort lebt, liegt der Schwerpunkt ihrer Forschung auf dem Körper – seiner Geschichte, seinem Alltag und seiner Bewegung. Sie experimentiert daher mit Choreografie durch Forschung und Live-Performances. Ihre Arbeiten reichen von der Erforschung der Geschichte politischer Attentate bis zur Wirtschaftsgeschichte Libanons und dessen Zusammenbruch im Jahr 2020 und wie solche Ereignisse die Bewegung des Körpers beeinflussen. Ihre Recherchen führten sie auch dazu, die politische Dimension von Düften und deren Wirkung auf unsere Körper zu erkunden. Im Laufe ihrer Karriere hat sie verschiedene künstlerische Ausdrucksformen ausprobiert, um ihre Werke zu präsentieren, darunter Performance-Installationen, Skulpturen, Live-Performances, Tanz, Multimedia, Klanginstallationen und olfaktorische Kunst. In ihren Projekten arbeitete Serhal mit Forscher*innen aus verschiedenen Fachgebieten zusammen, darunter Physik, Chemie, Ökonomie und Geschichtswissenschaft.
Jean Daniel Piguet (Lausanne)
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Jean-Daniel Piguet ist in einem kleinen Dorf auf dem Lande im Südwesten Frankreichs aufgewachsen und entwickelt dort derzeit ein künstlerisches Residenzprojekt. Er lebt in Lausanne, wo er sich an der La Manufacture HETSR zum Regisseur ausbilden liess und heute als Dozent tätig ist. Er hat drei Stücke geschrieben und inszeniert: Pas Perdus (2016), Passe (2018) und Partir (2021), die das fiktionale Potenzial des Alltags erkunden. In seiner künstlerischen Forschung untersucht Jean-Daniel Piguet die Beziehung zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation. Sein Interesse liegt darauf, wie die Werkzeuge des Theaters genutzt werden können, um die Komplexität und Feinheit menschlicher Beziehungen zu enthüllen.
Er arbeitet gerne gemeinschaftlich mit anderen Künstlern und hat bereits Projekte mit befreundeten Künstler*innen wie Rémi Dufay, Yan Duyvendak, Oscar Gomez Mata, Maxime Gorbatchevsky, Mélina Martin, Camille Mermet, Floriane Mésenge, Marion Duval und Eleonore Bonah geleitet.
Die Residenz von Jean-Daniel Piguet findet in Kooperation mit Théâtre Saint-Gervais in Genf statt. Unterstützt wird die Residenz durch die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.
Mati Jhurry (Mauritius)
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Mati Jhurrys Arbeit behandelt die Spannung zwischen Exotik und dem Exotisierten, die Arbeit und Politik hinter dem Verkauf von Flucht, die Inszenierung im Luxus-Erlebnis und die Vermarktung von Fürsorge. Die postkolonialen Realitäten ihrer Heimatinsel Mauritius werden von Bildern eines tropischen Inselparadieses überdeckt. Mati setzt sich mit Sehnsucht, Eskapismus und Aufstiegskultur auseinander, um das Darstellungsbild der „Trauminsel“ zu verstehen.
Während ihres dreimonatigen Aufenthalts wird Mati Jhurry die Mechanismen und Ästhetik des Luxus-Erlebnisses erforschen, wenn Palmen und türkisfarbenes Wasser durch schneebedeckte Alpen und Skigebiete ersetzt werden.
Svetlana Spirina (Yekaterinburg/ Barcelona)
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Svetlana Spirina ist eine bildende Künstlerin, die sich in einem ständigen Wechsel zwischen Performance-Inszenierungen und postfotografischen Medien wie fotografischen Skulpturen, Bildschirm- und zeitbasierten Medieninstallationen bewegt. Mit einem Hintergrund in Sozialphilosophie und Fotografie im Bereich der zeitgenössischen Kunst setzt sie ihr Studium in Performance Art unter der Leitung von Alexandra Pirici in München fort.
In ihrer künstlerischen Praxis erforscht sie immer wieder die Schnittmenge von fotografischen Bildern als Grundlage für performative oder skulpturale Installationen. Spirinas Interesse gilt Bildern, die verschoben, umgewandelt, gefiltert, verzerrt, vergrößert oder automatisiert wurden, und der Beziehung, die diese Bilder mit dem performativen Körper haben. Derzeit konzentriert sich ihr Interesse auf den Übergang von physischen Performance-Inszenierungen, deren Dokumentation und Metadaten zur Digitalisierung von Performances. So wie das fotografische Bild durch seine jüngsten digitalen und vernetzten Transformationen umgestaltet wurde, stellt Spirina fest, dass der menschliche Körper in ähnlicher Weise seine Fähigkeit verloren hat, räumlich fixiert zu bleiben. In ihren Arbeiten versucht sie, dieses Gefühl der Ortlosigkeit zu vermitteln und geeignete Werkzeuge zu finden, um den Körper und sein Bild in den heutigen, immer schwer fassbaren, hypervernetzten Umgebungen zu positionieren.
Francesca Sproccati (Lugano)
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2017 begann Francesca mit ihrer persönlichen künstlerischen Forschung und schuf 2018 eine Performance-Installation, die auf der Aktion des springenden EXP basiert: je voudrais commencer par sauter. 2019 schuf sie gemeinsam mit Alan Alpenfelt Mein Vater Erzählt Mir Jeden Sonntag Unsere Neun Planeten, eine 24-stündige Radio- und Performance-Installation, die vom Weltraum inspiriert ist. 2021 gestaltete sie Out of Me, Inside You (Halbfinalistin bei PREMIO Schweiz 2020), ein Live-Set, das den Zustand der Melancholie zelebriert und das Hören des Vinyls Out of Me, Inside You beinhaltet. Il tempo di rivoluzione è un giro attorno al sole ist eine originelle Klangarbeit aus dem Jahr 2022. Ein ergänzendes Projekt zu diesen Produktionen ist «Happening»: eine Reihe nicht wiederholbarer Performances, die für einen bestimmten Kontext sowie ein begrenztes Budget und eine begrenzte Zeit geschaffen werden. Sie haben zum Ziel, sich auf die Begegnung zwischen Künstler*innen zu konzentrieren und nicht auf den oft kontroversen und komplexen Produktionsprozess.
Im Jahr 2022 wurde Francesca mit der Performance Out of Me, Inside You für den Swiss Performance Art Award nominiert.
Sie ist Mitbegründerin der Bewegung TIB - Ticino is Burning (Swiss Performing Arts Awards 2022), die sich zum Ziel gesetzt hat, neben Aktion und kritischer Reflexion auch Raum für Gelegenheiten, Begegnung und Austausch zu schaffen.
Die Residenz von Francesca Sproccati findet in Kooperation mit LAC Arte e Cultura Lugano statt. Unterstützt wird die Residenz durch die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.
Yuck Miranda (Maputo)
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Yuck Mirandas künstlerische Arbeit umfasst Film- und Fernsehschauspiel, Theater, Musik, Gesang, Tanz, Choreografie, Regie und Unterrichten. They hat während der Teilnahme an international renommierten Veranstaltungen und durch die Zusammenarbeit mit den grössten Theater- und Tanzkompanien in Südafrika, Ruanda, Simbabwe, Portugal, Frankreich, Norwegen, Schweden, Finnland, der Schweiz, Italien, Brasilien und Japan viele technische und praktische Erfahrungen gesammelt, ohne dabei die eigene Herkunft zu vergessen und in die Gemeinschaft der Performance-Künstler*innen in Mosambik zu investieren.
2019 nahm Yuck an der Visa Pour La Création Residency teil, erhielt 2021 den Prince Claus Seed Award und wurde 2022 als einer der Next Generation Alumni von ASSITEJ International ausgezeichnet.
Nachdem Yuck sich in den letzten Jahren auf die Entwicklung von Non-Identified Identities konzentriert hat - einem Projekt, das die Erzählungen der LGBTQIA+-Gemeinschaft in Ländern aufzeigen soll, die als "sicher" für queere Menschen gelten - konzentriert sich die Forschung derzeit auf die Reflexion über die queeren Figuren, die vor und während des Kolonialismus und nach der Unabhängigkeit in Afrika existier(t)en. Im Fokus sind hier insbesondere Mosambik und die Subsahara, da diese in der Identität und den Erfahrungen Yuck als queere Person näher sind.
Nelson Schaub (Biel)
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Nelson Schaubs Arbeiten bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung. Sie evozieren ein Spektrum dramatischer und subtiler Emotionen, die oft mehrdeutig oder widersprüchlich sind.
Dabei greifen sie auf alltägliche Gegenstände wie Toilettenpapier, Strumpfhosen, Joghurtbecher oder Rasierapparate zurück, um diesen schwebenden Gefühlen eine fassbare Materialität zu verleihen. Frei nach dem Spruch «Fakten interessieren sich nicht für Gefühle», werden Gefühle hier zu Fakten. Die Performance «Less Tears ! More Actions!» war Teil des Premio-Preises und wurde am Bâtie-Festival 2023 aufgeführt. Nelson performt Konzerte in der ganzen Schweiz, an Orten wie Les Urbaines, Festival de la cité oder Endless Bazaar. They produzierten Musik für Künstler*innen wie Lisa Laurent, Baptiste Cazaux und Pauline Coquart. Seit 2022 ist Nelson associated artist bei L'Abri.
Die Residenz von Nelson Schaub findet in Kooperation mit L`Abri in Genf statt. Unterstützt wird die Residenz durch die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia.