Stellungnahme Musikvielfalt Initiative
Wie stellt sich die Kaserne Basel zur Musikvielfalt Initiative?
Weil die Umsetzung der Musikvielfalt Initiative als offene Initiative formuliert wurde, bezieht die Kaserne Basel derzeit keine Position. Wir verweisen hier ausdrücklich auch auf die Stellungnahme des Vereins Netzwerk Kulturpolitik Basel vom 16.4.2024.
Die Kaserne Basel ist eng mit der freien Szene verbunden – der Wunsch nach einer Erhöhung der Budgets für die freie Musikszene ist für uns nachvollziehbar. Eine stärkere Förderung des freien Musikschaffens darf aber nicht zulasten der bestehenden institutionellen Strukturen gehen, die bereits die freie Musikszene präsentieren. Freie Musikschaffende sollen weiterhin in staatlich adäquat unterstützten Institutionen, wie der Kaserne, auftreten können. Sonst zielt der Vorstoss an einer umfassenden Musikförderung von Institutionen und freien Musikschaffenden vorbei.
Die Initiative verlangt die direkte Förderung von Musikschaffenden, was einen enormen Verwaltungs- und Juryaufwand mit sich bringt. Manche Förderungen sollten eher direkt über bestehende Institutionen umgesetzt werden – mit der Vorgabe, lokale Musikschaffende damit zu unterstützen.
Welche Konsequenzen hätte die Annahme der Initiative für die Kaserne Basel?
Die Initiative verpasst es, konkrete Umverteilungsvorschläge zu machen, was es derzeit verunmöglicht, konkrete Konsequenzen abzusehen. Die Debatte um mehr Geld für die freie Musikszene bringt die Kaserne Basel in eine schwierige Situation, da sie aktuell selbst um mehr Geld für faire Löhne kämpft, um prekäre Arbeitsbedingungen im eigenen Betrieb zu überwinden.
Die Musikstadt Basel mit allen Musikgenres profitiert nur, wenn wir uns gegenseitig unterstützen und nicht gegeneinander arbeiten. Die Initiative verlangt eine ausgeglichenere Verteilung der staatlichen Fördermittel zwischen Institutionen und freien Musikschaffenden ohne aber eine deutliche Budgeterhöhung zu fordern. Erfolgt keine Budgeterhöhung, wären die Konsequenzen einer Umverteilung bei der Umsetzung der Initiative massiv und auch für Institutionen, die heute mit der freien Szene arbeiten, ein grosses Problem.
Wo sieht die Kaserne Basel Potenziale für die Musikszene allgemein?
Wir sind auch unabhängig von der Initiative der Meinung, dass die Vielfalt in der Musik gefördert werden muss. Wir sehen hierfür folgende Ansatzpunkte und Hebel:
- Ein Fördergefäss für Kollaborationen zwischen Musiker*innen Basels und Partner*innen anderer Sprachregionen
- Ein Fördergefäss zur Aufführung von migrantischer Populärmusik
- Ein Fördergefäss für Aufführungstrainings vor Livekonzerten
- Post-Corona-Publikumsförderung: Entwicklung neuer Formate, um den veränderten Bedürfnissen des Publikums unter 30 zu begegnen
- Förderung von Programmausschreibungen für Musikschaffende, um Festivals und Themenschwerpunkte zu kuratieren – zum Beispiel für die Entwicklung von Musik im Rahmen von Labors, Themenwochenenden
- Förderung lokaler Konzertreihen und lokaler Promotionsplattformen
Die Basler Gesellschaft ist vielschichtig, sollte die Musikförderung nicht dementsprechend breit dem Wunsch des Publikums nachkommen?
Die Anzahl von Besucher*innen war für die Bemessung von Kunstförderung immer schon ein schwieriges Argument. Unabhängig davon beobachten wir, dass die Nachfrage des Publikums für lokale Livekonzerte in Basel nicht mehr so gross ist wie in den Jahren vor der Pandemie. Das Zuschauer*innenverhalten hat sich verändert und die Ergebnisse der Studie, die die Initiative zitiert, entsprechen nicht unserer Beobachtung. Immer weniger Zuschauende kommen zu lokalen Livekonzerten, die Eintritt kosten. Hingegen ziehen Megakonzerte mit Stars von Weltformat und mit hochpreisigen Tickets immer mehr Zuschauer*innen an.
Weil wir diese Entwicklung beobachten, sollte aus unserer Sicht die Förderung der Vielfalt in der Musikszene unabhängig von den Besucherzahlen erfolgen, damit sie weiterhin von Innovation und Dynamik geprägt bleibt.
Kaserne Basel
Basel, 18.09.2024